In den Urlaub mit dem Elektroauto – Mit diesen Tipps gelingt es!

Juli 3, 2024

Die Urlaubszeit steht vor der Tür. Wenn du dir, wie viele andere, in den letzten Monaten ein Elektroauto zugelegt hast, ist dies auch der erste Test auf Langstrecke. Und für viele auch die erste längere Zeit, in der man ausschließlich auf öffentliche Ladesäulen angewiesen ist. Damit es ein entspannter Urlaub mit dem Elektroauto wird, solltest du diese Tipps unbedingt beachten:

Du brauchst eine Ladekarte, ggf. auch 2-3 für deinen Urlaub mit dem Elektroauto

Viele Ladesäulen unterstützen auch Direct-Payment über Kredit- oder EC-Karte, ich würde mich aber aus folgenden Gründen nicht ausschließlich darauf verlasen:

  • Das Direct-Payment oder “Ad-Hoc Laden” ist bei weitem noch nicht an allen Ladestationen möglich, man kann sich also nicht darauf verlassen, dass dies funktioniert.
  • Die Preise liegen oft deutlich über den Preisen, die man mit einer Ladekarte zahlt. Insbesondere wenn die Ladesäule vom gleichen Anbieter betrieben wird wie die Ladekarte, lädt man mit Ladekarte meist günstiger. Siehe hierzu auch den Beitrag von Nextmove mit einer Übersicht (Abschnitt “Die Stärke des eigenen Ladenetzes ausspielen)
  • Bei vielen Anbietern ist der Bezahlvorgang sehr umständlich. Insbesondere wenn kein Kartenterminal verbaut ist. Dann muss man einen QR-Code scannen und landet schlimmstenfalls auf einer Website, auf der man seine kompletten Adressdaten eingeben muss. Und das letzte, was man im Urlaub möchte, ist 10 Minuten vor einer Ladesäule zu stehen und umständlich seine Rechnungsdaten auf einer Website einzutragen. Und das ganze ggf. auch noch in einer Fremdsprache.

Welche Ladekarte ist die Richtige?

Man braucht also eine Ladekarte für den Urlaub mit dem Elektroauto. Damit ist das Starten eines Ladevorgang in den aller meisten Fällen einfach und komfortabel. Und im Unterschied zu einer App auch dann möglich, wenn mal schlechtes oder gar kein Internet vorhanden ist. Karte dranhalten, Kabel einstecken, los geht es. Aber welche Ladekarte ist die richtige? Ich empfehle mindestens zwei Karten:

  • Die erste Karte sollte eine sein mit günstigen Preisen. Eine aktuelle Auswahl an Ladetarifen (Stand Juli 2024) findet ihr in diesem Artikel. Ionity bietet derzeit einen recht günstigen Tarif an, welcher aber nur an den eigenen Ladestationen gilt. Erfahrungsgemäß sind Ionity-Ladeparks zu Urlaubszeiten aber auch sehr stark nachgefragt, insofern könnte EWE-Go aktuell eine Interessante Alternative darstellen.
  • Nur wenn die erste Ladekarte einmal nicht funktioniert, weicht man auf die zweite Ladekarte aus. Dies ist eine, die zwar nicht unbedingt den besten Preis hat, aber eine möglichst große Abdeckung und zwar auch im Ausland. EnBW und Shell-Recharge sind z.B. bekannt für eine sehr gute Abdeckung.
  • Je nachdem in welches Land man fährt kann es sinnvoll sein, sich eine weitere Ladekarte mit guter Abdeckung in der Zielregion zuzulegen.

Beachtet, dass der Versand der Ladekarten, nachdem man sich registriert hat, in der Regel 3-6 Werktage dauert. Bestellt Euch also rechtzeitig vor dem Urlaub die Karten. Es gibt viele Ladekarten ohne monatliche Grundgebühr, es empfiehlt sich ohnehin 1-2 Karten immer im Auto zu haben.

Registriere dich in der Tesla App!

Tesla hat inzwischen über 90% der Standorte seines Supercharger-Networks für andere Automarken geöffnet. Neben den guten Standorten mit meist sehr vielen Ladepunkten (oft 20-40 Ladepunkte) ist Tesla aktuell auch preislich attraktiv, da viele andere Anbieter wie z.B. EnBW zuletzt die Preise deutlich erhöht haben.

Übe das Laden an öffentlichen Ladesäulen!

Dieser Tipp richtet sich vor allem an Leute, die bisher ausschließlich an der heimischen Wallbox geladen haben. Es gibt nichts Schlimmeres als in der ersten Ladepause im Urlaub mit dem Elektroauto am Schnelllader zu stehen und festzustellen, dass das Laden aus irgendeinem Grund nicht funktioniert. Übung hilft. Einmal in Ruhe vorher geübt kann schon sehr viel helfen.

Es gibt Schnellladesäulen und „Langsamladesäulen“ – kenne den Unterschied!

Macht Euch mit dem Unterschied zwischen Schnellladen (DC-Laden) und „Langsamladen“ (AC-Laden) vertraut. Bei ersterem dauert der Ladevorgang je nach Auto 20-40 Minuten, bei zweitem sind es in der Regel mehrere Stunden, ähnlich wie an der heimischen Wallbox. Faustregel: Schnelllader haben immer das Kabel fest an der Säule und den dicken Stecker! Wir haben einen eigenen Artikel hierzu auf unserer Website.

Schnallladesäule
Eine typische Schnellladesäule mit fest installiertem Kabel und 300kW Ladeleistung


Mach dir vorab mit der Route und den Lademöglichkeiten vertraut!

Um die Ladepausen vorab zu planen, gibt es grundsätzlich mehrere Möglichkeiten:

  • Viele Elektroautos planen von sich aus Ladestops ein, wenn man ein Ziel eingibt, welches weiter entfernt ist als die aktuelle Reichweite. Allerdings funktioniert dies je nach Auto besser oder schlechter, teils werden relativ abwegige Standorte vorgeschlagen, weil eben genau dort der Akku bei 10% Ladestand ist. Oft werden weder die Standortgröße noch die Standortqualität berücksichtigt, persönliche Vorlieben wie Restaurants oder bestimmte Fastfood-Ketten fließen auch nicht in die Planung ein. Gerne werden auch zu viele Ladestops eingeplant, da sich die Software auf die sichere Seite stellt. Zudem will man die erste Planung vielleicht lieber zu Hause auf dem Sofa machen, und sich dafür nicht erst ins Auto setzen.
  • Automatische Planungs-Apps: Diese gehen ähnlich vor wie die oben erwähnten Auto-Navis und planen auf Basis der Fahrzeugdaten automatisch Ladepausen ein. Am bekanntesten sind hier A better Routeplanner und Pump. Letztere bietet ein schöneres User-Interface und meist auch bessere Ergebnisse, ist aber leider nur für iOS erhältlich.
  • Einen anderen Ansatz verfolgt unsere eigene App ChargingTime. Es werden hier alle Ladeparks entlang der Route angezeigt, so dass man diese auf Basis persönlicher Vorlieben wie Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten aber auch Ladeparkgröße, Betreiber sowie Belegungsstatus selbst aussuchen kann.
  • Mit dem Planungsassistenten von ChargingTime kann man sehr schnell herausfinden wie viele Ladestops benötigt werden und kann die genauen Stopps dann im Nachgang oder auch während der Fahrt noch anpassen. Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, empfehlen wir die Route mit den Einstellungen 150kW und 8 Ladepunkten zu betrachten. Inzwischen sind viele Strecken bereits sehr gut mit solchen größeren Ladeparks ausgebaut. Sollten dennoch größere leere Abschnitte dabei sein, empfiehlt es sich die Mindestanzahl auf 4 herabzusetzen. So kriegt man bereits vor Fahrtantritt ein sehr gutes Gefühl dafür, wo die Strecke gut ausgebaut ist mit Ladeparks und wo man etwas genauer vorplanen muss, weil bspw. ein längerer Abschnitt ohne Ladeparks folgt.


Unterwegs flexibel bleiben

Die erste Planung ist in der Regel nur ein Grundgerüst für Euren Urlaub mit dem Elektroauto. Es gibt viele Situationen, welche es erfordern während der Fahrt flexibel zu reagieren. So sind viele beliebte Urlaubsrouten in den Süden an den Urlaubswochenenden so stark befahren, dass man deutlich langsamer vorankommt als zu normalen Zeiten. Das hat zwei Effekte: Einerseits braucht man deutlich länger bis zum geplanten Stopp, so dass es nötig werden kann, vorher eine Pause zu machen weil man z.B. Hunger kriegt oder auf Toilette muss. Andererseits sinkt mit der niedrigeren Reisgeschwindigkeit der Verbrauch und damit steigt die Reichweite, so dass man möglicherweise doch weiter kommt als geplant.

Um hier während der Fahrt flexibel zu bleiben haben wir die Listenansicht Alle Lader in der CarPlay Version unserer App ChargingTime geschaffen. Damit hat man während der Fahrt immer schnell den Überblick, welches die nächsten Ladeparks sind, wie weit diese noch entfernt sind und wie viele Lader belegt oder frei sind. In der Detailansicht sieht man dann auch die Restaurants, Cafés etc. und kann den ausgewählten Ladepark als Zwischenstop an seine Navigations-App senden.

So kann man überfüllte Standorte vermeiden und immer flexibel auf die Situation reagieren. Man kann sogar so weit gehen, dass man bei Fahrtantritt noch gar keine Stopps einplant sondern erst unterwegs entscheidet wenn entweder die Restreichweite langsam kleiner wird oder der Magen sich meldet weil man Hunger hat.


Wieviel Zeit für Ladepausen muss ich einplanen?

Die meisten Elektroautomodelle sind heutzutage am Schnelllader in 30 Minuten wieder von 10% auf 80% geladen. Darunter fallen die Elektroautos von Tesla, Mercedes, BMW, VW, Skoda, Audi. Schneller sind die Modelle auf 800V Basis wie der Porsche Taycan, Hyundai Ioniq 5 und 6 sowie Kia EV 6 und 9. Diese Autos  schaffen es in 20 Minuten oder weniger, das ist meist deutlich schneller als eine Essenspause.

Wer mit Kindern unterwegs ist, wird oft deutlich länger brauchen. Allein bis für alle das Essen bestellt ist, sind meist schon 20 Minuten vergangen, vor allem zur Urlaubszeit, wenn die Rasthöfe sehr voll sind.

Ich plane für den Urlaub mit der Familie für eine Pause mit Essen meist 50-60 Minuten. Da ist das Elektroauto wieder auf 100% geladen. Die weiteren Pausen richten sich dann eher nach dem Auto, da versuche ich weiterzufahren, wenn der Akku wieder auf 80% geladen ist.

TIPP: Wer zügig vorankommen will, sollte nicht warten bis der Akku wieder ganz voll ist. In der Regel laden die Autos bis 80% sehr schnell, der Rest bis 100% kann dann noch eine ganze Weile dauern. Dann lieber weiterfahren und die nächste Etappe etwas kürzer Planen. Auch wenn man zu sicher plant und bei 30% schon den nächsten Lader anvisiert wird man nicht das optimale Ladefenster nutzen und somit langsamer vorankommen.

Wähle Deine Reisegeschwindigkeit bewusst

Geschwindigkeit kostet Reichweite. Das ist leider Physik, daran kann man nichts machen. Flache stromlinienförmige Autos sind hier weniger stark betroffen als kastenförmige SUVs, aber der Effekt ist grundsätzlich immer da. Die Prospektreichweite deines Autos (WLTP-Reichweite) bezieht sich immer auf einen gemischten Fahrbetrieb aus Stadt, Überland und Autobahn. Wenn man ausschließlich auf der Autobahn unterwegs ist, wird man bereits 20%-30% weniger Reichweite haben, es sei denn man beschränkt sich auf Tempo 100. Fahrradständer oder Dachboxen verstärken den Effekt.

Das hört sich etwas schlimmer an, als es ist: Der durchschnittliche Autofahrer macht ca. alle 250 km Pause, auch mit dem Verbrenner. Und das schaffen die meisten Elektroautos locker. Für viele e-Auto Fahrer hat sich ein Tempo von 120 km/h als guter Kompromiss aus Reichweite und Geschwindigkeit herausgestellt. Wer ein Auto mit großem Akku und hoher Ladegeschwindigkeit hat, wie z.B. Porsche Taycan, Mercedes EQS oder Tesla Model S, kann es natürlich auch mal laufen lassen, zumindest, solange man noch in Deutschland unterwegs ist. Im Ausland kann man oft gar nicht so viel schneller fahren. Aber der nächste Ladestopp wird entsprechend früher notwendig sein, als mit langsamem Tempo.

Wie finde ich Ladestationen für mein Elektroauto vor Ort im Urlaub?

Hier empfehle ich Apps wie Mobility+ von EnBW, Shell Recharge oder Moovility um zu prüfen welche Lademöglichkeiten es vor Ort gibt. Wichtig wäre natürlich, eine Lademöglichkeit direkt an oder fußläufig zu deiner Unterkunft zu haben. Wenn das nicht gegeben ist, kann man natürlich auch vor Ort die nächsten Schnelllader anfahren. Das ist ggf. mit eigentlich unnötigen Wartezeiten während des Ladevorgangs verbunden. Es sei denn, man kann dies bspw. mit einem Einkauf verbinden. Hier empfehle ich in der ChargingTime App den Filter für Einkaufsmöglichkeiten zu benutzen.

Wie finde ich Unterkünfte mit Lademöglichkeit für mein Elektroauto?

Auf booking.com gibt es in der Ausstattungsliste den Punkt „Aufladestation für Elektrofahrzeuge“. Wähle diesen an, damit nur Unterkünfte mit Lademöglichkeit angezeigt werden. Es empfiehlt sich trotzdem immer vorher dort anzurufen. Erkundige dich wie viele Lademöglichkeiten es dort gibt, ob diese stark frequentiert sind oder man die Möglichkeit einer Reservierung hat. Vereinzelt gibt es auch Hotels, die eine Schuko-Steckdose als Lademöglichkeit angeben. Man sollte also nachhaken ob es sich tatsächlich um eine Wallbox handelt und wieviel kW Ladeleistung diese abgeben kann. Um das Auto sicher über Nacht voll zu laden, sollten mindestens 11 kW zur Verfügung stehen).

Wallbox an Wand
Eine typische Wallbox wie sie an immer mehr Hotels und Unterkünften zur Verfügung steht.

Muss ich ein Ladekabel mitnehmen und wenn ja welches?

Ja. Zwar braucht man am Schnelllader kein Ladekabel, aber um auch vor Ort die Option zu haben an einer „normalen“ AC-Ladesäule zu laden, z.B. während eines Stadtbummels, sollte man das Typ2-Ladekabel dabei haben. 

Wer auf einen Camping-Platz fährt, sollte überlegen zusätzlich ein Ladekabel mit Haushalts- oder besser direkt Camping-CE-Stecker mitzunehmen. Hier gibt es bspw. den Juice-Booster, welcher sogar in einem so stabilen Gehäuse kommt, dass er überfahren werden kann. Allerdings verbieten mittlerweile viele Campingplätze, das Laden von Elektrofahrzeugen an den Camping-Stromanschlüssen. Am besten Ihr informiert Euch vorher ob und wie ihr dort das Auto laden könnt.

Viel Spaß im Urlaub

Mit diesen Tipps solltest du gegen die größten Stolperfallen gewappnet sein. Einem schönen und entspannten Urlaub mit deinem Elektroauto steht nichts mehr im Wege! Gefällt dir der Artikel? Dann empfehle ihn gerne weiter und verlinkt ihn auf deinen Social-Media Profilen!

Elektroauto in Abendsonne
Neueste Posts

Preisübersicht: Kosten E-Auto Laden

Neueste Posts

Preisübersicht: Kosten E-Auto Laden

In den Urlaub mit dem Elektroauto – Mit diesen Tipps gelingt es!